Sonntag, 12. Oktober 2008

Stuss: RIGHTEOUS KILL

RIGHTEOUS KILL
Jon Avnet
USA 2008
Kino, Breitwand, OF
*1/2


De Niro und Pacino. Pacino und De Niro. Zwei Stars, die sich angeblich nicht leiden können, zwei große Schauspieler Hollywoods in einem Film. Als Partner, wohlgemerkt, nicht als Rivalen wie noch in Michael Manns HEAT (1999). Am Ende des Films sind sie dann aber doch wieder Gegner.


Die Montage des Films scheint vom beiderseitigen Geltungsdrang Zeugnis abzulegen. Bekommt De Niro eine Großaufnahme, so auch Pacino in der nächsten Einstellung. So geht das den ganzen Film, bis man irgendwann das Gefühl bekommt, im Vertrag beider Schauspieler wurde explizit festgelegt, sie müssten exakt gleich viele Großaufnahmen wie der jeweils andere erhalten, zudem in der gleichen Einstellungsgröße. Da beide folglich fast nie zusammen im Bild auftreten und der Film vor allem von der Sensation „Pacino und De Niro, seit HEAT erstmals wieder in einem Film!“ sein Kapital ziehen will, wirkt das alles ein wenig wie ein Tennismatch: Pacino, Großaufnahme, links im Bildkader angeordnet. Schnitt. De Niro, Groß, rechts im Bild angeordnet. Cut wieder zu Pacino in der gleichen Einstellung usw.


Auch sonst bietet der Film wenige Überraschungen. Die üblichen abgedroschenen Polizeifilm-Klischees, die beiden alten Herren, De Niro ist 65, Pacino immerhin 68, agieren tapfer gegen das schwache Drehbuch an, wobei De Niro wirkt, als ob ihn das Interesse an tough guys schon lange abgeht. Der Regisseur versucht sich filmisch mehr schlecht als Recht an aktuelle Stilismen anzulehnen. Am Anfang will Avnet etwa Figuren und Milieu mit schnellen Schnitten und einer abrupten Montage etablieren, doch es gerät ihm nur zum konfusen Machozirkus. Unweigerlich muss man an Scorseses THE DEPARTED (2006) denken und daran, wie meisterlich der das Polizei-Milieu und die Ausbildung in wenigen Minuten mit einer komplexen Montage zusammenzuraffen vermochte. Später setzt Avnet in den Verhören Splitscreens ein. Doch auch ein De Palma ist er nicht: Dazu fehlt ihm der Mut zur reinen, barock verschnörkelten Oberfläche. Am schlimmsten ist aber, dass der ganze Film auf den wohl durchschaubarsten Plot-Twist der letzten zehn Jahre hinzu konstruiert ist und diesen schließlich mit bitterernst gemeinter, selbstherrlicher Geste aufdeckt. Wer sein Publikum für so dumm hält, kann einfach nur völlig arrogant sein. Oder strohdumm.



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