Dienstag, 20. August 2013

Neue Bücher, neue Texte (4) – Dario Argento, Classical Hollywood & Sandalenfilme




Dario Argento bei Bertz + Fischer

Letzte Woche ist im Bertz + Fischer-Verlag die erste ernstzunehmende deutsche Studie zum Werk des italienischen Genre-Auteurs Dario Argento erschienen. "Dario Argento – Anatomie der Angst" heißt der von Michael Flintrop und Marcus Stiglegger herausgegebene Sammelband, der in der anspruchsvollen Reihe "Deep Focus" erschienen ist, in der bislang vor allem Dissertationen und Habilitationsschriften verlegt wurden.
Das wie gewohnt liebevoll bebilderte Buch enthält neben Besprechungen aller Regiearbeiten des Meisters des giallo all'italiana und des modernen Gothic-Horrors Essays zu den filmischen Räumen Argentos, dem performativen Charakter seiner Gewaltinszenierung, über Musik in Argentos Frühwerk (verfasst von dem hochgeschätzten deutschen Genre-Profi Dominik Graf), zur Zensurgeschichte von Argentos Œuvre in Deutschland, über Einflüsse (Mario Bava) und vergleichbare Filmemacher (Brian De Palma) und vieles mehr. Ich selbst habe einen Text zu Argentos Westerndrehbüchern beigesteuert ("Ein Strick, ein Colt, ein schwarzer Handschuh"), der auf den Seiten 154 bis 160 zu finden ist.
Wer noch unschlüssig ist, kann auf der Website des Verlages das Inhaltsverzeichnis, den ausführlichen Einleitungsessay von Ko-Herausgeber Marcus Stiglegger oder Oliver Nödings schönen Text zu "ProfondoRosso" als PDF-Dokument lesen. Erhältlich ist das Buch für 25,- Euro entweder direkt beim Verlag, im regulären Buchhandel oder über die üblichen Internethändler.




"Classical Hollywood" im Reclam Verlag

Im Juli 2013 ist mit "Classical Hollywood" der zweite Band der von Norbert Grob im Reclam-Verlag herausgegebenen Reihe "Stilepochen des Films" erschienen, die letztes Jahr mit dem Sammelband zum "Neuen Deutschen Film" eröffnet wurde. Auch die Studie zum "Classical Hollywood" vereint Aufsätze zahlreicher renommierter Filmwissenschaftler und Publizisten aus Deutschland. Das Ziel der neuen filmhistorischen Reihe ist es "in ausführlichen Essays über einzelne Epochen sowie in einlässlich interpretierenden Artikeln zu deren 50 wichtigsten Filmen jeweils die Blütezeiten großer nationaler Filmproduktionen vor[zu]stell[en]", so der Klappentext.
Den kenntnisreichen und hervorragend geschriebenen Einleitungsessay (S. 11-73) haben die beiden Herausgeber dieses Bandes, Norbert Grob und Elisabeth Bronfen, verfasst. Das Buch umfasst 400 Seiten und kostet 12,- Euro. Mein Essay zu Robert Aldrichs "The Big Knife" ("Hollywood Story"; 1955) findet sich auf den Seiten 357 bis 363.
Auch hier bietet der Verlag neben dem Inhaltsverzeichnis eine Online-Leseprobe an (in diesem Fall eine "book2look-Leseprobe", die nicht heruntergeladen werden kann), die hier abgerufen werden kann.




"Genre Hybridisation" bei Schüren

Im Oktober erscheint im Schüren-Verlag zudem der von den beiden Mainzer Filmwissenschaftlern Ivo Ritzer und Peter W. Schulze herausgegebene englischsprachige Band "Genre Hybridisation: Global Cinematic Flow". Das als Band 44 der "Marburger Schriften zur Medienforschung" erschienene Buch wird knapp 30,- Euro kosten, umfasst 300 Seiten und basiert auf der Tagung "Hybridization of Genres – A Paradigm of Cultural Globalization", die am 3. und 4. Februar 2012 an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität stattfand. Das damalige Tagungsprogramm ist hier online einsehbar, die Verlagsankündigung zu dem Buch hier.
Das erklärte Ziel des Sammelbandes ist es, die "vielfältigen Globalisierungsprozessen in filmischen Genrekonfigurationen" zu untersuchen, ein "bislang erst in Ansätzen erforschte[r] Themenkomplex", der hier "anhand paradigmatischer Beispiele sowohl theoretisch perspektiviert als auch filmhistorisch kontextualisiert" werden soll, so die beiden Herausgeber. Zu den internationalen Vertreter_innen der Film- und Medienwissenschaft, die Beiträge beigesteuert haben, zählen Tim Bergfelder, Oksana Bulgakowa, Dimitris Eleftheriotis, Barry Keith Grant, Lúcia Nagib, Ella Shohat und Robert Stam. Ich selbst bin mit einem ausführlichen Essay zum italienischen Peplum vertreten. Im Folgenden der Abstract zu meinem Text.

Abstract
Harald Steinwender: "Spectacular Bodies and Funfair Attractions – The Italian Peplum Cycle from 'Cabiria' to 'Il colosso di Rodi'

During the «anni d'oro», the golden years of Italian cinema between 1955 and 1970, the Cinecittà film industry managed to launch an enormously successful production of genre pictures, turning Italy into producer and exporter of popular movies for mass audiences. The first wave of genre films to cross national borders and succeed in international distribution were the peplum films, an Italian subgenre (or filone) of the adventure movie, ranging back to costume epics like Giovanni Pastrone’s "Cabiria" (1914) which set commercial records for the Italian silent film. The post-war pepla claimed a first triumph with Pietro Francisci’s low-budget "Le fatiche di Ercole" ("Labors of Hercules"; 1958), a colourful adventure movie featuring bodybuilder Steve Reeves as the lead. Following Francisci’s blockbuster, most pepla of the late 1950s and early 1960s were realized as co-productions and used elements of Greek or Roman mythology or history as well as fantasy motives. A great many of these sword-and-sandal pictures are fascinating examples for a free and easy use of mythology and history in popular European filmmaking that is matched by an almost post-modern dealing with generic boundaries, genre-bending becoming the rule rather than the exception. Using key movies like Mario Bava’s "Ercole al centro della terra" ("Hercules in the Haunted World"; 1961), Riccardo Freda’s "Maciste all’Inferno" ("The Witch’s Curse"; 1962) and Sergio Leone’s "Il colosso di Rodi" ("The Colossus of Rhodes"; 1961), I will discuss the ironic nature of the peplum, its strategies of genre bending as well as its gender and body politics, most obvious in the casting of bodybuilders, and point out connections to the Italian-European westerns of the 1960s.

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