Samstag, 21. Dezember 2013

Faster, Machete! Kill! Kill!: Robert Rodriguez' MACHETE KILLS

 

"Machete Kills"
(USA 2013; Regie: Robert Rodriguez)

Da ist sie also, Robert Rodriguez' Fortsetzung der Trash-Extravaganz "Machete" von 2010. "Trained to kill. Left for dead. Back for more.", verspricht die tag line. Der Plot ist so abstrus, wie es zu erwarten war: Nach einem missglückten Einsatz gegen mexikanische Waffenhändler, bei dem seine Partnerin (Jessica Alba) getötet wurde, wird der Ex-Federale "Machete" Cortez (Danny Trejo) von US-Präsident Rathcock (Charlie Sheen) damit beauftragt, den Waffenhändler Mendez (Demián Bichir) auszuschalten. Im Gegenzug soll er die US-Staatsbürgerschaft erhalten. In Mexiko bekommt es Machete zusätzlich mit einem kapriziösen Auftragsmörder und dem wahnsinnigen Unternehmer Luther Voz (Mel Gibson) zu tun, der mit einer Atombombe Washington vernichten und im Anschluss im Weltraum mit einer Armee aus geklonten Supersoldaten eine neue Gesellschaft errichten will.


Die Hauptrolle des wortkargen Messerkämpfers übernimmt wie schon im ersten Teil der vor allem als Nebendarsteller bekannt gewordene, mittlerweile 69-jährige Schauspieler Danny Trejo – ein Mann wie eine Bulldogge, mit pockennarbigem Gesicht, das von einem Walrossschnurrbart verunstaltet ist und der ein natürliches Missverhältnis zu Mode zu besitzen scheint: An ihm sieht jedes Kleidungsstück unpassend aus; Hosen prinzipiell sackartig, Jacken unförmig. Wie in dem comichaften Vorgängerfilm zelebriert Rodriguez in "Machete Kills" lustvoll die Klischees, die Mexikaner und US-Amerikaner über ihren jeweiligen Grenznachbarn hegen und attackiert polemisch die Anti-Einwanderungskampagnen US-amerikanischer Reaktionäre. Auch diesmal geht das Schauspiel nicht ohne ausgewalzte – und weitgehend computergenerierte – Gewaltszenen über die Bühne, bei denen ganze Armeen von gesichtslosen Gegnern niedergemacht und schon mal von einer Schiffsschraube oder den Rotorblättern eines Helikopters in blutigen Brei verwandelt werden. Die FSK hat dieses absurde Theater der Grausamkeiten erfreulicherweise ungekürzt ab 16 freigegeben, was wohl darin begründet ist, dass kaum ein Zuschauer "Machete Kills" auch nur ansatzweise ernst nehmen dürfte.


Tatsächlich ist die Handlung für Rodriguez, der nicht nur als Regisseur, sondern auch als Kameramann und Produzent, Co-Cutter, Co-Ideengeber und Co-Komponist fungiert, bestenfalls zweitrangig. Der Plot von "Machete Kills" bedient sich mit lässiger Nonchalance und Mut zum Irrwitz am Trash-Kino der letzten 50 Jahre, vereint Versatzstücke von billigen "James Bond"-Kopien über italienische "Krieg der Sterne"-Rip-offs bis hin zur B- und C-Action-Ware der Videothekenära. Im letzten Akt entwickelt sich "Machete Kills" dann zu einer herzlich albernen Parodie auf "Moonraker" ("James Bond 007: Moonraker – Streng geheim"; 1979), bei der sich Laserschwerter (und eine Laser-Machete) in das Arsenal der grotesken Waffen einreihen. Zuvor kommen unter anderem ein MG-BH und eine Art "Schweizer" Machete zum Einsatz, in der zahlreiche zusätzliche Messer untergebracht sind.

Wie im Vorgängerfilm macht sich Rodriguez nicht die Mühe, aus der weitgehend logikfreien Abfolge burlesker Kabinettstücke einen kohärenten Film zusammenzuleimen. Es sind vor allem die zahlreichen Gastauftritte, die zum Unterhaltungswert der Nummernrevue beitragen, etwa Antonio Banderas, Lady Gaga und Cuba Gooding Jr., die gemeinsam den Auftragskiller "El Cameleón" in seinen zahlreichen Verkleidungen verkörpern. Der mexikanische Charakterschauspieler Demián Bichir modelliert seinen schizophrenen Waffenhändler nach den Operettendiktatoren der Italowestern der 1960er Jahre und Charlie Sheen, der unter seinem bürgerlichen Namen Carlos Estévez auftritt, legt den US-Präsidenten als angemessen hemdsärmelig-versoffene Karikatur an. Der eigentliche Besetzungscoup des Films ist jedoch Mel Gibson, der als Superschurke mit religiösen Apokalypse-Visionen sein ramponiertes öffentliches Image erstaunlich selbstironisch parodiert und spätestens seit "Get the Gringo" (2012) in den Postmoderne-Modus geschaltet hat.


Solche Einzelleistungen machen Rodriguez' grotesken Gewaltcomicstrip gewiss nicht zu großer Kunst. Wer aber beim ersten "Machete"-Film seinen Spaß im Kino hatte, wird auch diesmal auf seine Kosten kommen. Alle anderen schütteln vermutlich nur den Kopf. Die zweite Fortsetzung hat Rodriguez auch gleich angekündigt: "Machete Kills … in Space!"

MACHETE KILLS (MACHETE KILLS; USA 2013)
Regie: Robert Rodriguez; Buch: Kyle Ward, nach einer Idee von Robert Rodriguez und Marcel Rodriguez; Produktion: Robert Rodriguez, Rick Schwartz, Sergei Bespalov, Alexander Rodnyansky, Aaron Kaufman, Iliana Nikolic, Alfonso Barragan jr., Terry Dougas, Sam Englebardt, Jere Hausfater; Kamera: Robert Rodriguez; Schnitt: Robert Rodriguez, Rebecca Rodriguez; Musik: Robert Rodriguez, Carl Thiel; Verleih: Universum Film (Walt Disney); Kinostart (D): 19.12.2013; FSK: 16; Länge: 107 Min.; Besetzung: Danny Trejo (Machete Cortez), Michelle Rodriguez (Luz / Shé), Sofía Vergara (Madame Desdemona), Amber Heard (Miss San Antonio), Cuba Gooding Jr. (El Camaleón), Walton Goggins (El Cameleón), William Sadler (Sheriff Doakes), Demián Bichir (Mendez), Mel Gibson (Luther Voz), Charlie Sheen (als Carlos Estevez: Präsident Rathcock), Jessica Alba (Sartana), Lady Gaga (La Camaleón), Antonio Banderas (El Camaleón), Vanessa Hudgens (Cereza), Alexa Vega (Kill Joy), Marko Zaror (Zaror) u.a.


Hier der Originaltrailer via YouTube:

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